Wer heute einen Antrag auf Förderung oder Finanzierung stellen oder sein Unternehmen bewerben will, kommt an dem Adjektiv innovativ nicht vorbei. Innovation ist ein geflügeltes Wort, mit dem viele Unternehmer*innen gern ihr Profil oder ihre Firmenphilosophie schmücken. Dann strotzt das Portfolio nur so vor innovativen Ideen, innovativen Mitarbeitern und innovativen Strategien. Doch die Realität sieht meist anders aus, denn den Status „innovativ“ wirklich zu halten, das gelingt den wenigsten.
Innovation bedeutet wörtlich übersetzt „Neuerung“ oder „Erneuerung“. Dabei geht es in Unternehmen darum, markttaugliche Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umzusetzen, zu erfinden oder herzustellen, die es vorher so noch nicht gab und die wirklich etwas verändern. Zum Beispiel das Nutzerverhalten der Kunden oder eine besondere Technik.
Innovation ist ein bisschen mit dem Zustand des Verliebtseins zu vergleichen. Alles ist frisch und neu, man kann es kaum erwarten, es ist aufregend und anstrengend. Die Natur will es so, dass die Phase der Verliebtheit irgendwann endet. Vermutlich, weil wir sonst wahnsinnig werden würden, ob der Achterbahnfahrten der Gefühle und weil man sich ja auch irgendwann wieder auf das Wesentliche konzentrieren sollte. Und auch in dem Punkt finden sich Parallelen zur Unternehmens-Innovation, denn gelingt es Unternehmen in der Startphase noch, wirklich innovativ zu sein, ebbt die Innovationswelle nach ein paar Jahren meist ab. Das geht manchmal sogar soweit, dass Mitarbeiter, die mit radikal neuen Ideen kommen, als unbequem und anstrengend empfunden werden und Innovationsansätze damit verpuffen.
Jede Unternehmensentwicklung verläuft in Phasen, genau wie eine Beziehung. Bei beiden ist es jedoch wichtig, nach einer bestimmten Zeit für Neuerung zu sorgen, sonst verliert man als Unternehmen den Anschluss und in der Beziehung den Bezug zueinander.
Wie bleibt man als Unternehmen wirklich innovativ?
Zum Beispiel indem man sich einen Mitarbeiter ins Haus holt, der alle Merkmale eines Regelbrechers aufweist. Regelbrecher (siehe Buch „Das Prinzip .garage) halten stets einen Zustand der „kreativen Unzufriedenheit“ aufrecht. Sie verachten Regeln und eingefahrene Strukturen und werden nicht zulassen, dass das Unternehmen über Jahre hinweg in ruhigen Gewässern dahinplätschert.
Eine weitere Möglichkeit findet sich darin, Überschneidungen mit anderen Geschäftsbereichen zu suchen. Dabei ist es wichtig, sich nicht durch „DAS-GEHT-DOCH-NICHT-Denken“ einschränken zu lassen. Listen Sie alle Geschäftsbereiche auf, die Ihnen einfallen und sind sie auch noch soweit entfernt, von dem, was Sie herstellen oder anbieten. Sie werden überrascht sein, wie schnell sich Möglichkeiten auftun, Geschäftsbereiche zu verbinden und daraus etwas völlig Neues zu kreieren.
Beobachten Sie den Markt und schauen Sie über den Tellerrand hinaus. Dieser Rat klingt so simpel und doch haben ihn selbst große Unternehmen, man möchte fast sagen Urgesteine, missachtet, was ihnen am Ende das Rückgrat gebrochen hat. Man denke nur an Kodak. Dafür ist es gut, als Unternehmer selbst mal wieder in die Kundenrolle zu schlüpfen. Sich mit anderen Kunden auszutauschen, sich im Internet zu informieren. Viele unabhängige Blogger sind mittlerweile als Trendspürhunde bekannt und so lohnt es sich, Augen und Ohren jenseits des Mainstream und der eigenen Branchennetzwerke offen zu halten.
Und zu guter Letzt: Stellen Sie immer mal wieder Ihre Glaubenssätze infrage. Sind die Kunden wirklich so, dass sie nur den oder den Preis bezahlen? Ist es wirklich so, dass grüne Socken sich besser verkaufen als blaue? Das sind nur Beispiele, die verdeutlichen sollen, dass Unternehmen sich sehr oft in eingefahrenen Bahnen bewegen. Und damt kommen wir wieder zurück zu den Beziehungen, denn auch hier kann man irgendwann mit dem Glauben, den anderen in- und auswendig zu kennen, gründlich daneben liegen.
Insofern: Bleiben Sie neugierig und scheuen Sie nicht das Neuland. Dann sind Sie wirklich innovativ!