Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt rasant an. Nicht nur in Berlin – wobei sich dort 2011, laut Aussage des Statistischen Landesamtes der Anteil im Vergleich zu 2009 um satte 6,5 Prozent auf 107.917 erhöht hat. Insgesamt geht man davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis 2030 um fast die Hälfte auf knapp dreieinhalb Millionen steigen wird. Unternehmerisch betrachtet also ein Markt mit einem immensen Wachstumspotential, der nach Lösungen ruft. Zeit für Social Entrepreneure mit Ideen.
Der Begriff Social Entrepreneurship ist für meinen Geschmack ja ziemlich sperrig. Sozialunternehmertum klingt auch nicht gerade besser und doch werden beide Begriffe wohl zunehmend in unseren Alltag Einzug halten, denn der oben genannte Bericht und die Zahlen signalisieren es deutlich: Wir brauchen soziales Engagement – nicht nur im Bereich der Pflege, obwohl das wohl bald einer der größten Wachstumsmärkte sein wird, wenn wir die Entwicklung nicht verschlafen. Die Gefahr besteht, denn hierzulande hat man scheinbar nach wie vor ein Problem damit, soziale Verantwortung mit Gewinnorientierung und Renditen zu koppeln. Rings um uns herum sieht man das anders und so sprießen in Polen, Tschechien und Ungarn die Seniorenheime für deutsche Pflegefälle wie Pilze aus dem Boden. Und schon jetzt belegen Befragungen, dass viele ältere Menschen sich durchaus auch vorstellen könnten, in Nachbarländern gepflegt zu werden. Warum auch nicht?
Als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal in der .garage war, gab es den Vortrag eines Unternehmers, der eine Pflegestation gegründet hatte und der erzählte, dass er innerhalb kürzester Zeit sein Personal erst verdoppeln, dann verdreifachen musste. Heute beschäftigt er über 50 Mitarbeiter, Tendenz steigend. Pflege als Job-Motor?
Ja und nein, denn der Beruf ist alles andere als leicht. Zudem gesellschaftlich auch nicht gerade besonders anerkannt, was sich zum Beispiel gut an den Gehältern von Pflegern ablesen lässt. Darüber hinaus machen hohe Arbeitsbelastungen, sowie Frust über mangelnde Aufstiegschancen und geringe Entscheidungsspielräume den Beruf oder die Selbstständigkeit in diesem Segment nicht besonders attraktiv.
Ich persönlich glaube, dass es genug Menschen gibt, die sich zum Social Entrepreneur eignen und die auch wirklich mit Engagement und Herz an die Sache herangehen würden. Was nach wie vor fehlt, sind zahlungskräftige Investoren, die den Mut haben, alte gesellschaftlich eingeengte Glaubenshüte über Bord zu werfen und soziales Unternehmertum nicht mehr von dem Ziel, damit Geld zu verdienen, trennen. Eine leicht spürbare Tendenz in diese Richtung gibt es. Hoffen wir, dass aus dem Flämmchen ein Flächenbrand wird.