Vom Raufbold zum Chef

Nachdem sich nun sogar Spiegel Online des Themas angenommen hat, kann die .garage Berlin natürlich nicht hinten anstehen, sondern muss ebenfalls der Frage nachgehen, ob erfolgreiche Unternehmer schon in ihrer Jugend Regelbrecher und Rebellen waren. Darum starten wir eine kleine (nicht ganz so ernst zu nehmende) Umfrage unter Gründern und bekannten Unternehmern.

Ich fang mal mit mir selbst an und nein – ich war keine Regelbrecherin. Jedenfalls nicht so offensichtlich. Als Kind eher brav und angepasst habe ich immer versucht, es allen Recht zu machen. Darum war der Schritt in die Selbstständigkeit eine große Herausforderung für mich. Vor allem im Bereich des Schreibens, weil man plötzlich öffentlich ist und jeder, dem der Sinn danach steht, einem den Kopf abschlagen kann. Wer jemals die Kommentarfunktionen der Medien oder diverser Social Media Portale angeschaut oder genutzt hat, weiß wovon ich spreche. Es hier jedem Recht machen zu wollen, gleicht einem Ultramarathon durch die Wüste. Den kann man nur verlieren. Auch den Regelbruch musste ich erst lernen, aber ich habe schnell erkannt, dass es sich bei der Masse an Schreibenden lohnt, auch mal abseits des Weges zu gehen, etwas auszuprobieren das nicht in das Schema : „Die zehn besten Regeln für Ihren Blog“ passt.

Meine kleine – keinesfalls repräsentative Umfrage, lässt mich zu dem Schluss kommen, dass es wohl bei dieser Untersuchung wie bei vielen Statistiken so ist, dass ein echtes Ergebnis nur dann herauskommen kann, wenn man ALLE Menschen befragt, oder zumindest mehr als 1000 und Männer und Frauen. So erzählt mir zum Beispiel der sehr erfolgreiche Unternehmer, Topspeaker und Autor Hermann Scherer, dass er in seiner Jugend überhaupt kein Regelbrecher war und das, obwohl er in seinem letzten Buch „Der Schatzfinder“ das Regelnbrechen zum Mantra erhebt. Eine Unternehmerin dagegen schreibt mir, dass sie als Jugendliche gern mal gegen die eine oder andere Regel verstoßen hat, Mitfahrer in ihrem Auto versteckt hat, obwohl ihr das nicht gestattet war und mehr. Eine andere erzählt mir eine Geschichte, wie sie die Englisch-Lehrerin zur Verzweiflung gebracht hat. Haben nun beide deshalb das Potential, erfolgreich ein Unternehmen zu leiten?

Sicher ist etwas dran, wenn gesagt wird, dass jugendliche Regelbrecher eher auch geeignet sind, für sich selbst zu denken und sich aus der Masse abzuheben. Zum Standard würde ich das trotzdem nicht erheben. Es fällt wohl eher in Kategorie: Nette Geschichten werden gern gelesen und wenn ein Bill Gates in seiner Jugend mehrmals wegen diverser Verkehrsvergehen verhaftet wurde, dann vermittelt das dem Leser ein ähnlich gutes Gefühl wie all die Geschichten über die Schulabbrüche diverser Berühmtheiten.

Eine Sache, die auch in der Studie ihren Platz hat, möchte ich allerdings nicht unerwähnt lassen. Die Frage danach, wann und wie die Weichen gestellt werden, die den Regelbrecher auf die richtige Bahn lenken, sodass er seine Fähigkeiten im positiven Sinne gewinnbringend einsetzt.
Die Studie verweist darauf, dass die Häufigkeit der Regelbrüche den Ausschlag gibt. Ich glaube, dass noch ein anderes Element dazu kommt und dass das gleichsam für den Rebellen und den Braven die Weichen stellen kann. Der Mentor oder die Gemeinschaft. Dabei muss der Mentor nicht einmal real vorhanden sein. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass viele erfolgreiche Unternehmer in ihrer Jugend Biografien anderer Unternehmer verschlungen haben und das Wissen für die eigene Entwicklung adaptiert haben. Und es gibt Beispiele, wie unter anderen in dem Film „Rhythm is it“ eindrucksvoll dokumentiert, dass ein Programm in dem jugendliche Regelbrecher oder Außenseiter mit ihren Fähigkeiten dort abgeholt werden, wo sie stehen und dafür anerkannt und wertgeschätzt werden, Wunder vollbringen kann. Ich zitiere an der Stelle den Geschäftsführer der .garage Berlin Thomas Mampel (der übrigens auch ein braver Teenager war): „Ein Drogendealer verfügt über alle unternehmerischen Fähigkeiten und Qualitäten. Er kennt seinen Markt, seine Kunden, organisiert den Vertrieb und hat sein Budget im Blick. Wird das in die richtigen Bahnen gelenkt, kann aus ihm ein richtig guter Geschäftsmann werden.“

Um das Potential, dass in so manchem Jugendlichen steckt, frühzeitig in die richtigen Bahnen zu lenken, hat das Stadtteilzentrum Steglitz in Zusammenarbeit mit der .garage die Genossenschaft „Youth Collaboration eG i.G.“ ins Leben gerufen. Was es damit auf sich hat, wer sich bewerben kann und wie der Ablauf des Programms ist, kann HIER nachgelesen werden.
Nur so viel: Das Programm richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 21 Jahren. Es schafft den Raum und die Möglichkeit, ein eigenens Unternehmen zu planen, zu gründen und zu betreiben und im Programm werden Fähigkeiten, wie unternehmerisches Denken und Handeln entwickelt.  Denn: „Arbeitsmarktorientiertes Lernen ist ein wichtiger Faktor bei der Vorbereitung auf das Berufsleben. Wir geben ihnen die Chance, sich dahingehend zu entwickeln und zusätzliches Einkommen durch selbstständige Arbeit zu generieren.“ wie es auf der Webseite heißt.
Also all Ihr jungen Rebellen: Ran!