Es muss ja nicht gleich die Höhle der Löwen sein, aber in einem Pitch oder Vortrag, über das eigene Produkt oder ein Thema zu sprechen, stellt für viele Gründer*innen eine Herausforderung dar. In der Regel geht es um nichts weniger als darum, das Publikum zu begeistern, die Menschen abzuholen und mitzunehmen. Um das zu erreichen, sollte man einige Regeln beachten – denn Reden halten, ist nicht gleich Reden halten.
Eine, die das von Grund auf beherrscht, ist Sabine Asgodom. Seit mehr als 25 Jahren steht sie auf den großen Bühnen und begeistert ihre ZUhörer*innen. Sie vertritt die Ansicht, dass eine gute Rede immer eine Mischung aus Individualität und Professionalität ist. Hilfreich ist es ihrer Ansicht nach, aus der Perspektive des Publikums zu denken: Zuhörer*innen wollen Teil der Rede sein. Sie wollen nicht belehrt werden, wollen auch keinen Stress und nicht zusätzlich zu ihrem Alltag noch belastet werden. Das Ziel ist es, mit einem guten Gefühl den Saal zu verlassen.
Relevanz und Geschichten
Darüber hinaus muss das, was erzählt wird, sowohl für die Zuschauer*innen als auch für die eigene Botschaft relevant sein. Was nützen die besten Geschichten, wenn sie überhaupt nicht zum Inhalt passen? Wenn sie zwar witzig sind, aber das Thema verfehlen. Apropos Geschichten. Sie würzen eine Rede und geben ihr den nötigen Drive. Allerdings sollte man nicht zu sehr von seinen eigenen Stories fasziniert sein, sondern die Geschichten nutzen, um Erkenntnisse zu unterstreichen oder hervorzuheben. Kaum etwas ist unangenehmer, als ein*e Redner*in, der/die sich selbst zu wichtig nimmt und dabei das Publikum vergisst.
Also Achtung! Geeignet sind natürlich nicht nur persönliche Geschichten, sondern auch solche, die man von anderen gehört hat. Sie sollten dann aber auch dementsprechend gekennzeichnet werden. Wer sich als Redner*in mit fremden Federn schmückt, läuft Gefahr, als Schwätzer und Lügner erkannt zu werden. Das wäre peinlich. Allgemein sollten die Geschichten in einer bildhaften Sprache erzählt werden, sie sollten kurz und knackig sein und man sollte alle Details weglassen, die nicht unbedingt wichtig sind. Zuhörer*innen mögen Geschichten, die von Fehlern und vom Scheitern erzählen, aber auch solche, in denen es um Liebe oder Werte geht. So können sie sich in dem Erzählten erkennen. Weniger spannend sind ausufernde Erfolgsgeschichten. Das jemand etwas geschafft hat, ist toll, aber die Zuhörer*innen interessiert sicher weit mehr, wie jemand seinen Erfolg erreicht hat.
Fakten, Fakten, Fakten…
Gute Redner*innen wissen wenig aus vielen Bereichen, während Expert*innen viel aus einem Bereich wissen. Wer Reden hält, sollte über eine gute Allgemeinbildung verfügen und auch sonst aktuell informiert sein. Alte Hüte zu präsentieren, kommt beim Publikum selten gut an. Natürlich muss er oder sie das eigene Thema kompetent präsentieren. Statistiken, Berichte, aktuelle Zahlen – all das ist wichtig, denn Redner*innen wollen ja auch zeigen, dass sie sich auskennen und dem Publikum einen Mehrwert bieten. Doch Vorsicht vor langatmigen Zahlenketten. Irgendwann schläft auch der ambitionierteste Zuhörerende ein, wenn sich Fakten an Fakten reihen und wenn die Aufnahmekapazität des Gehirns erschöpft ist.
Wer hört mir da zu?
Etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, wird leider oft vergessen – nämlich die Rede auf die Menschen zuzuschneiden, die im Publikum sitzen. Nicht wenige Redner*innen spulen ihr Programm ab, ohne auf die Zuhörer*innen einzugehen. Es ist ein Unterschied, ob man Dich als Person kennt, Du also Teil der Zuhörerschaft bist oder ob man Dich für eine Rede/einen Vortrag eingekauft hat. Vor einem Verband zu reden, ist anders, als vor einer Gruppe Jugendlicher, vor 10.000 Menschen anders, als vor 50. Eine Geschichte oder Redewendung, die bei der einen Gruppe passt, kann bei der anderen vollkommen unangebracht sein. Darum ergibt es auch Sinn, stets weit vor der eigenen Rede am Veranstaltungsort zu sein, vielleicht sogar den oder die Vorredner*in anzuhören oder in der Pause mit einigen Teilnehmenden zu plauschen.
Wer mehr erfahren oder üben will,
der sollte mal in seinem Ort oder in seiner Stadt schauen, ob es dort die Toastmasters gibt. Die Toastmasters sind eine Organisation, die die Kunst der öffentlichen, freien Rede fördern will und Menschen auf ihrem Weg zum Redner unterstützt. Alternativ dazu bieten viele bekannte Redner*innen eigene Seminare an, wie zum Beispiel die bereits erwähnte Sabine Asgodom. Es lohnt sich auf jeden Fall, viel zu üben, denn wie Sabine Asgodom einmal sagte: „Wer eine hervorragende Rede halten will, der muss vorher viele mittelmäßige gehalten haben.“