Glaubt man einer gern und oft zitierten Karriere-Regel, dann ist Kennen wichtiger als Können. Überall kann man es lesen. Dass Kontakte nur dem schaden, der keine hat, dass Netzwerken das A und O und das Vitamin B für das Geschäft sind. Aber wie baut man ein gutes Netzwerk auf? Und stimmt es denn wirklich, dass es weniger darauf ankommt, was Du kannst, als darauf, wen Du kennst?
Ja und Nein. Natürlich ist ein dicht geknüpftes Netz von Kontakten wichtiger denn je und trotzdem sind Fachwissen und praktische Erfahrungen mindestens genauso wichtig. Denn was nützt es, wenn man viele Menschen kennt, aber nichts kann? Das spricht sich schnell herum. Auf der anderen Seite nützt mir mein Fachwissen wenig, wenn ich in meinem Elfenbeinturm sitze und niemand davon erfährt. Wie so oft im Leben macht es also die Mischung.
Netzwerken – aber richtig
Das Thema Netzwerken ist gerade durch die Möglichkeit, sich virtuell zu verbinden, in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Karriereberater gerückt. Pauschal lautet der Aussage, dass Netzwerken die Erfolgsformel schlechthin ist. Ob Xing, Facebook. Linked – vernetze Dich, sonst gehst du unter. Viele sind dem gefolgt, haben fleißig Kontakte gesammelt und anschließend auf den Erfolg gewartet. Meist vergeblich, denn gute Kontakte zu haben, sie zu pflegen, ist eine Investition in die Zukunft und nichts für den schnellen Erfolg. Selten bekommst Du aus einem Netzwerk immer sofort das, was Du gerade willst oder brauchst. Vor allem nicht aus einem virtuell geknüpften Netz. Trotzdem stehen die Chancen gut, dass Deine Kontakte früher oder später von Nutzen ist.
Ein Unternehmer, den ich kenne, sagt immer: “Die eigentlichen Geschäfte werden auf dem Golfplatz oder in der Sauna gemacht.” Ich glaube ihm das, mal unabhängig davon, dass der Golfplatz auch ein Fitness-Studio, eine Garten-Party oder eine Vernissage sein kann. Persönlichkeit, Authentizität, Charisma, Überzeugungskraft – das sind neben Deinem Produkt oder der Dienstleistung die Faktoren, die Dir Kontakte sichern. Das alles lässt sich allerdings nicht über Facebook und Co. transportieren. Und auch das gegenseitige Geben und Nehmen, das zu gutem Networking gehört, funktioniert meist nur analog.
Kontakte – bitte ausgewählt
Ja es gibt sie, die Kontaktesammler. Menschen, die bei Xing 30.000 Kontakte haben. Aber wozu? Viel sinnvoller ist es, sich branchenspezifisch und regional zu vernetzen. Stammtische, Fachzirkel, Arbeitsgruppen, Unternehmer*innentreffen – hier bekommst Du wichtige Informationen. Hier kannst Du Dich einbringen und andere Angebote nutzen. In ausgewählten Netzwerken profitierst Du von einen besseren Informationsfluss, Du erhältst Hilfe und Unterstützung, kannst Erfahrungen austauschen und manchmal tun sich plötzlich auch ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten auf.
Tipps für gutes Netzwerken
Wenn Du die Gelegenheit zum Netzwerken hast, dann solltest Du ein paar Regeln beachten:
- Höre Deiner*m Gesprächspartner*in zu und merken Dir ein paar wichtige Details, die Du dann später wieder aufgreifen kannst!
- Überrumple Dein Gegenüber nicht mit Deinem “tollen Angebot” – biete stattdessen Hilfe und Unterstützung an!
- Kannst Du selbst nicht helfen, dann vermittle einen Kontakt.
- Finde Gemeinsamkeiten zwischen Dir und Deiner*m Gesprächspartner*in und greife sie auf.
- Pflegen Deine Kontakte regelmäßig.
Und wenn Du Dir ein Netzwerk aufbaust, bedenke: mehr als 150 Personen sprengen den Rahmen des Machbaren. Also wähle genau aus, wer in Deinem “Innen-Circle” einen Platz bekommt. Und beginne mit dem Aufbau des Netzwerkes nicht erst, wenn Du in Schwierigkeiten steckst, sondern weit vorher. Dann ergänzen sich Kennen mit Können – ein Paar, das Dir sicher so manchen Stolperstein beiseite räumt.