„Die Sinnstiftung in der Arbeit ist mir mittlerweile mit am wichtigsten.“
Photo © Elisa Schütz
Interview mit Green Consultant Chiara Noack
.garage berlin: Hallo Chiara, du hast dich selbstständig gemacht.In welchem Bereich?
Chiara Noack:Ich bin seit letztem Jahr zertifizierte Green Consultant für Film und TV – das bedeutet, dass ich Produktionen im Bewegtbildbereich berate und Handlungsempfehlungen an die Hand gebe nachhaltiger zu produzieren. Gleichzeitig arbeite ich als Producerin im Bereich Werbung und Online-Formate. Da beide Bereiche sich auch oft überschneiden, ist das eine tolle Kombination und bietet sehr viel Abwechslung.
.garage berlin: Wie bist du dazu gekommen?
Chiara Noack:Ich habe an der Filmuniversität in Babelsberg studiert und habe dort durch ein Seminar angefangen mich mit nachhaltigerem Produzieren auseinanderzusetzen – das ganze hat sich dann dahin entwickelt, dass ich meine Bachelorarbeit über das Thema geschrieben und nach meinem Abschluss die Ausbildung als Green Consultant der IHK entdeckt habe. Von da an war klar, dass ich das unbedingt machen möchte.
.garage berlin: Wie läuft es bei dir?
Chiara Noack:Ich muss sagen, dass ich sehr überwältigt bin, wie gut der Start lief. Ich bin jetzt seit drei Monaten selbstständig und hatte von Anfang an so tolle Aufträge und Projekte mit Menschen und Freunden, mit denen ich schon öfter gearbeitet habe, aber auch mit ganz neuen Teams. Gerade bin ich Green Consultant für ein absolutes Traumprojekt, von dem ich quasi als Kind immer geträumt habe. Das ist schon Wahnsinn.
.garage berlin: Du hast noch in der Coronazeit gegründet. Hast du daran gezweifelt, ob es das
Richtige und zur richtigen Zeit war.
Chiara Noack: Auf jeden Fall waren da Bedenken. Vor allem, weil niemand von uns weiß, was vielleicht als nächstes kommt und ob alles noch mal so runtergefahren wird, wie beim ersten Lockdown. Tatsächlich stand die Film- und Werbefilmbranche im Verglich nur relativ kurz still, weshalb ich mir dann gesagt habe: Komm, du machst das jetzt einfach. Und bisher gab es deshalb zum Glück keine Probleme.
„Die Sinnstiftung in der Arbeit ist mir mittlerweile mit am wichtigsten.“
.garage berlin: Wie wichtig ist dir die Sinnstiftung deiner Arbeit?
Chiara Noack: Die Sinnstiftung in der Arbeit ist mir mittlerweile mit am wichtigsten. Die Welt, in der wir gerade leben, ist in so vielen Aspekten weit weg von einem fairen und sicheren Ort für viele Menschen, dass ich wenigstens einen winzigen Teil dazu beitragen möchte, dass alle Lebewesen auf der Erde jetzt und in Zukunft ein Stück besser leben können.
.garage berlin: Was waren bisher deine größten Herausforderungen und wie hast du sie bewältigt.
IChiara Noack: Ich glaube, die größte Herausforderung ist sich zu trauen diesen einen Schritt in Richtung Selbstständigkeit weiter zu gehen, auch wenn man nicht wirklich weiß, was auf einen zukommt und ob es klappen wird. Es gab Momente, in denen ich mir total sicher war, dass die Selbstständigkeit gerade richtig ist und dann auch wieder Tage, an denen ich alles hinterfragt habe. Aber dann trotzdem nicht einzuknicken und weiter zu machen, war für mich bisher die größte Herausforderung.
.garage berlin: Welche Ziele hast du dir gesteckt.
Chiara Noack: Ehrlich gesagt habe ich kein konkretes Ziel a la „in 5 Jahren möchte ich mein eigenes Unternehmen mit X Angestellten haben“. Ich habe mir zum Ziel gemacht, mir dabei selber keinen Druck aufzubauen und langfristig die Aufträge anzunehmen, mit denen ich mich zum größten Teil identifizieren kann und die meinen Werten und dem fairen Umgang miteinander entsprechen.
.garage berlin: Wie motivierst du dich wenn es mal nicht so läuft.
Chiara Noack: Ich habe zum Glück einige Freunde, die ebenfalls selbstständig sind und tausche mich viel mit ihnen aus. Dabei hilft es zum einen einfach mal die Sorgen und Gedanken zu teilen und dann hört man oft, dass es den anderen manchmal ähnlich geht, aber dass auch immer wieder andere Zeiten kommen werden. Auch wenn man vielleicht gerade denkt, dass nie wieder ein Auftrag reinkommen wird.
.garage berlin: Gab es schon Rückschläge oder Enttäuschungen?
Chiara Noack: Toi toi toi – bisher zum Glück nicht.
5 Tipps für Gründer*innen
.garage berlin: Welche 5 Tipps würdest du anderen Gründer*innen geben.
Chiara Noack: Das ist schwer zu sagen, weil ich ja selber noch lange nicht so erfahren bin, wie viele andere.
Aber Tipp 1 ist wahrscheinlich wirklich über den Schatten zu springen und sich zu trauen. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich mit meinem Berufsbild als Green Consultant und Producerin sehr wenig Risiko eingehen musste, zum Beispiel in Form von Investitionen. Ich konnte einfach starten und weiß auch, dass ich ohne Probleme die Selbstständigkeit wieder aufgeben könnte – das kann natürlich nicht jeder mit ihrem oder seinen Businessmodell behaupten.
Der zweite Tipp wäre sich mit Menschen auszutauschen. Von guten und auch schlechten Erfahrungen zu hören hat mir extrem weitergeholfen, gerade, wenn ich mal Zweifel an bestimmen Dingen hatte.
Tipp 3 wäre sich gut zu informieren, um was man sich als Selbständige*r kümmern muss: Finanzamt, Versicherungen, Buchhaltung und so weiter. Gerade hierbei hat das Coaching mit der .garage extrem weitergeholfen.
Tipp 4 wäre wohl sich Zeit zu nehmen und sich nicht gleich die größten Ziele zu Beginn zu stecken. Ich bin bei sowas sehr ungeduldig und muss mir auch immer wieder selber sagen, dass nicht alles sofort so groß wie möglich sein muss.
Und der letzte Tipp ist, sich auch gezielt Auszeiten und Pausen zu nehmen. Gerade am Anfang habe ich dazu geneigt alles anzunehmen und wie wild zu arbeiten, aber irgendwann muss man auch den Akku wieder aufladen, damit man langfristig gut weiterarbeiten kann. Und davor sollte man auch keine Angst haben.
.garage berlin : wenn du einen Wunsch frei hättest. Was würdest du dir wünschen?
Chiara Noack: Ich würde mir wünschen, dass in der Medienindustrie noch mehr Bereitschaft entsteht nachhaltiger zu produzieren und auch gewohnte Muster und Routinen mal zu verlassen. Damit könnte man sich als Green Consultant wirklich um die Umsetzung kümmern und weniger darum, andere erst mal davon zu überzeugen, warum das alles so wichtig ist. Mit dem Label „Green Motion“ für den fiktiven Film und dem ersten nachhaltigen Award „Die Giraffe“ des Deutschen Werbefilmpreises werden gerade ganz große Signale gesetzt, aber man spürt trotzdem noch die Skepsis und Verschlossenheit bei dem Thema.
.garage berlin: Liebe Chiara, wir danken dir sehr für das Interview
Chiara Noack: Sehr gern😊
