Interview mit Gründerin Chahira Gadermann

andersberater:innen: Hallo Chahira, du hast dich selbstständig gemacht. In welchem Bereich?

Hallo, Tobi 🙂

Ich hab mich vor 4 Jahren als Hypnotherapeutin und HP (Psych) selbstständig gemacht.

andersberater:innen: Wie bist du dazu gekommen?

Nachdem ich selbst für mich eine Hypnoanalyse gemacht habe, eine spezielle Form der auflösenden Hypnoasearbeit, war ich absolut überrascht und begeistert, wie viel Zugewinn an Lebensqualität mir das gebracht hat. Plötzlich waren Dinge möglich, die kurz zuvor noch unrealistisch schienen, und mir ist wahnsinnig viel klar geworden, über mein Leben, bestimmte Verhaltensstrukturen, und wo sie hergekommen sind. Und ich konnte diese plötzlich verändern.
Auch was ich eigentlich möchte oder nicht mehr möchte, für mein Leben wurde mir bewusst.
Und mir war ziemlich schnell klar, Hypnose ist so effizient und schön zugleich, das möchte ich auch können und anderen mitgeben!
Da ich gerade dabei war, den gemeinnützigen Verein, den ich die Jahre zuvor geleitet hatte, abzuwickeln (traurig, aber notwendig und dran!), fügte sich das eine zum anderen, so dass ich bald eine Empfehlung für ein Coaching bei euch bekommen habe. Ein echter Glückstreffer!

andersberater:innen: Wie läuft es bei dir?

Im Großen und Ganzen ziemlich gut: Ich habe jetzt meine ganz eigene Traumpraxis, in einem herrlichen Dachgeschoss. Die Arbeit macht mir meist immer noch große Freude. Es gibt Phasen, da kommen so viele Klienten auf einmal und wollen Sitzungen, dass ich mich kaum retten kann, und auch einige weiterschicke zu Kolleginnen oder Kollegen mit mehr Kapazität.
Und dann gibt es auch wieder Phasen, wo es ziemlich ruhig ist, und gefühlt viel zu wenig Anfragen kommen. Das ist bestimmt normal, geht anderen Therapeuten und Coaches genauso und ich hab die Erfahrung gemacht, dass es immer ein Auf und Ab ist. Trotzdem ist das dann tatsächlich manchmal nicht so leicht auszuhalten, und zur Zeit immer noch eine Herausforderung, damit gelassen umzugehen.

andersberater:innen: Wie wichtig ist dir die Selbstverwirklichung bei deiner Arbeit?

Sehr. Vielleicht einer der Hauptfaktoren, warum ich mich selbständig gemacht habe. Die Selbstverwirklichung beginnt bei der Umsetzung der Sitzungen und der sehr persönlichen Art, in der ich bewusst mit den Klienten arbeite. Ich möchte eine Begleitung auf Augenhöhe sein und nicht irgend eine stille Projektionsfläche, wie es in der klassischen psychotherapeutischen Arbeit gelehrt wird. Ich möchte, dass sich die Klienten und Klientinnen wohlfühlen bei mir. Und das, ohne dass dabei die Arbeit an Professionalität oder Effizienz einbüßt.
Und geht weiter bei der Zeiteinteilung, die ich mitunter auch an den Bedürfnissen meiner Kinder entlangplanen kann und schließlich mit der Einrichtung der Praxis. Auch das ist ja eine Möglichkeit der Selbstverwirklichung.

andersberater:innen: Was waren bisher deine größten Herausforderungen und wie hast du sie bewältigt.

Ich habe genau zu Coronabeginn gegründet. Das war schon sehr herausfordernd. Da war ich froh, dass ich für das erste Jahr noch eine kleine 10 Stundenstelle angenommen hatte vom Dachverband meines alten Vereines, und dann auch noch den Gründungszuschuss dank Eurer Hilfe bekommen habe!
Dann gab es auch noch am Anfang Streit mit einer ehemaligen Kollegin, wo ich plötzlich sehr schnell neue Räume suchen musste. Aber egal was da kam – es ging immer irgendwie besser weiter als zuvor.

andersberater:innen: Welche Ziele hast du dir gesteckt.

Derzeit ist mein nächstes Etappenziel, die Einkünfte irgendwie ein bißchen kalkulierbarer zu bekommen, so dass ich sie und auch die Steuern besser einschätzen kann.

andersberater:innen: Welche Arbeit hast du über und welche unterschätzt.

Eigentlich konnte ich das von vornherein ganz gut einschätzen: ich wusste, dass es mir leichtfallen würde, mit den Klienten zu arbeiten und hier schnell gute Ergebnisse zu erzielen, und dass mir der administrative Kram eher nicht so läge. Das ist bei der Vereinsleitung auch nicht anders gewesen.

andersberater:innen: Wie motivierst du dich, wenn es mal nicht so läuft.

Ich erlaube mir, zu fühlen, was ich gerade fühle, und sage mir, dass es eine gute Zeit ist auszuruhen und auch die liegengebliebenen Dinge aufzuarbeiten. Und ich bin mir immer sicher, dass die Dinge, egal wie unangenehm sie zu sein scheinen, am Ende immer zu meinem höchsten Wohl geschehen, und ich irgendetwas daraus lernen kann.

andersberater:innen: Gab es schon Rückschläge oder Enttäuschungen?

Immer mal wieder, das ist normal und gehört dazu. Ich hatte z.B. Anfang 22 Corona, bin deswegen 3 Wochen ausgefallen, habe mittlerweile einige Umzüge hinter mir, bin einem Werbebtrüger in die Falle gegangen, und hab auch mal Klienten gehabt, mit denen die Arbeit nicht so gut lief wie gewohnt.

andersberater:innen: Welche Tipps würdest du anderen Gründer*innen geben.

Langsam zu starten, sich erstmal stundenweise irgendwo anzumieten, wenn es Raumbedarf gibt. Vielleicht noch eine halbe Stelle zu haben für die erste Zeit, damit man sich da den Druck rausnimmt, dass das Unternehmen gleich tragfähig sein muss. Und die Ruhe zu bewahren, wenn es mal nicht so glatt läuft. Und: Genug Geld für die Steuern zurückzulegen.

andersberater:innen: Wenn du einen Wunsch frei hättest. Was würdest du dir wünschen?

Dass ich einen für mich gangbaren, ethisch vertretbaren und angenehmen Weg finde, der es mir erlaubt, nebenher ein passives Einkommen zu generieren, sodass Urlaubszeiten und Krankheitsphasen der Kinder oder von mir keine Belastung mehr darstellen.

andersberater:innen: Liebe Chahira, ich danke Dir sehr für das Gespräch.

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