Corona hat uns fest im Griff und zwingt den ein oder anderen von uns ins Home-Office. Abgesehen davon entscheiden sich aber auch viele Neugründer *innen aus diversen Gründen für einen Schreibtisch unter dem eigenen Dach. Vorteile hat das zweifelsfrei – es ist ruhiger, im günstigsten Fall kann man den Arbeitsraum steuerlich geltend machen und man ist dicht an der Familie dran, was den Organisationsaufwand minimiert. Trotzdem kann nicht jedem Gründer dazu geraten werden. „Kollege Ich daheim“ will gelernt sein und braucht vor allem eins: Disziplin.
Die Wäsche liegt vor der Waschmaschine, das schmutzige Geschirr stapelt sich in der Küche. All das nehme ich im Augenwinkel wahr. Ich setze mich an den Schreibtisch, öffne meine Emails und kann selbst entscheiden, ob ich jetzt erst einmal die Einladungsmail von Tante Renate beantworte oder die Geschäftsmail von Firma Soundso. Ob ich will oder nicht – ich bin meine eigene Chefin, meine Kollegin und meine Angestellte – alles in einem und alles in den eigenen vier Wänden zwischen Privatfotos und gemütlichem Sofa.
Machen Sie den Test
Da ich keinen direkten Kundenkontakt habe, sondern meinen Job durch die virtuelle Vernetzung und per Telefon erledigen kann, ist es möglich und machbar von zu Hause aus zu arbeiten. Aber auch ich musste zunächst lernen, mit all den Verlockungen, Ablenkungen und Fallstricken zurechtzukommen, die mit Sicherheit lauern, wenn man im Home-Office tätig ist. Sollten Sie sich also mit dem Gedanken auseinandersetzen, empfehle ich Ihnen zunächst, diesen kleinen Fragebogen durchzuarbeiten und ehrlich zu beantworten:
- Können Sie mit sich allein sein, ohne alle drei Minuten hochzuspringen und sich abzulenken?
- Können Sie Dinge mit sich allein klären/regeln ohne ständig die Meinung von anderen zu brauchen?
- Können Sie sich selbst motivieren?
- Sind Sie in der Lage, sich abzugrenzen – vor allem gegen kleine Monster, die neugierig sind und Hausarbeit?
- Können Sie selbstständig planen, entscheiden?
- Können Sie „Schluss machen“, dass heißt, auch für Freizeit sorgen?
Und wenn man plötzlich zuhause arbeiten muss?
Bedingt durch die Einschränkungen, die die Corona-Pandemie gerade mit sich bringt, haben viele momentan gar keine andere Wahl. Dann ist es so, dass Sie das gezwungenermaßen von sich fordern müssen. Das geht wahrscheinlich nicht von heute auf morgen. Vor allem nicht, wenn durch die ausfallende Kinderbetreuung auch noch jemand zwischen Ihren Stuhlbeinen rumkrabbelt oder sie alle zwei Minuten etwas gefragt werden. Machen wir uns nichts vor, das ist für alle, die es betrifft, eine herbe Herausforderung. Aber es gibt ein paar Kniffe, die das Ganze erleichtern.
Planung ist das A und O
Wichtig für den Home-Worker ist immer eine gute Planung. Legen Sie das Tagespensum fest und informieren Sie Ihre Mitmenschen darüber, dass die Tatsache, dass Sie zu Hause sind, nicht bedeutet, dass man Sie pausenlos anrufen, sie unterbrechen oder stören kann. Wenn Sie die Tür schließen können, dann tun Sie das.
Finden Sie für sich eine Motivations-Strategie, die es Ihnen ermöglicht, den kleinen Hänger zwischendurch zu bewältigen. Gehen Sie raus und machen Sie einen Spaziergang.
To to Listen können helfen, sind aber nicht für jeden geeignet. Wichtig ist, die Balance zwischen Arbeit und Erholung gut zu takten. Home-Worker neigen gern dazu, bis tief in die Nacht zu sitzen. Das hat Vorteile, weil es nachts einfach ruhig ist. Trotzdem sollte man auch daran denken, dass man sich das Ausschlafen am nächsten Tag wirklich verdient hat.
Wenn Sie es sich leisten können, ist es ratsam, sich für die Hausarbeit eine Putzhilfe zu organisieren. Bedenken Sie immer, dass Putzzeit von Ihrer Arbeitszeit abgeht. Rechnen Sie einfach mal Ihren Stundensatz gegen den einer Putzhilfe auf – ist Ihr Satz höher, dann lohnt sich diese Investition auf jeden Fall.
Home-Office mit Kindern
Ich arbeite seit gut 18 Jahren im Home-Office und habe meine Kinder so erzogen, dass Sie einen großen Bogen um mich machen, wenn ich arbeite. Das erfordert Konsequenz, wird aber auch von kleineren Kindern angenommen, wenn man klar bleibt. Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, feste Spielzeiten zu verabreden, wo ich dann wirklich mit allen Sinnen bei der Sache bin und nicht nebenher noch telefoniere oder etwas anderes erledige. Man kann die Kinder auch wunderbar einbinden, indem man sie bittet, zu helfen. Und natürlich gibt es trotzdem die Tage, an denen man verzweifelt, weil nichts funktioniert. Das muss man einkalkulieren.
Tipp: Gudrun Sonneberg, „Kollege ICH – Die Kunst allein zu arbeiten“ ISBN: 3-8661-2065-6