Heute gibt es die Gründungsgeschichte des Hamburger Unternehmens ELBKICK.TV – ein Online Portal für Regionalfußball in Hamburg, das derzeit mächtig expandiert und bereits einen Berliner Ableger – nämlich SPREEKICK.TV etabliert hat. Gegründet wurde ELBKICK.TV von Jurek Rohrberg und Axel Möring. Im Folgenden gibt es einen Auszug aus dem Interview, das ich mit Axel Möring geführt habe und das Ihr vollständig in unserem eBook „Das Prinzip .garage – 10+1 spannende Gründungsgeschichten“ nachlesen könnt.
Wie haben Jurek und du euch kennengelernt? Und wie entstand die Idee zu ELBKICK.TV?
Jurek und ich kennen uns schon von früher. Wir haben damals in Hamburg in der C-Jugend zusammengespielt. Später ist er in die Profilaufbahn nach Duisburg gegangen, während ich die klassische Hamburger Amateurkarriere absolviert habe. Und irgendwann hatte ich eine Anfrage von einem Verein, habe mich dort vorgestellt und bin Jurek bei diesem Termin direkt in die Arme gelaufen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns fünf oder sechs Jahre nicht gesehen, haben uns aber gleich wieder gut verstanden und ab da den Kontakt gehalten. Jurek ist zurück nach Hamburg gekommen, hat seine Profi-Ambitionen abgelegt und stattdessen Sportjournalismus studiert. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade meine Ausbildung als Veranstaltungskaufmann beendet. Ja und nach einem Jahr gemeinsamen Fußballspielens sind wir zusammen in den Urlaub gefahren und dort entstand die Idee ein Video-Amateurfußball-Portal aufzubauen. Ursprünglich wollten wir ein Format für das Fernsehen entwickeln, aber da haben wir ziemlich schnell gemerkt, dass wir nicht über das Budget verfügen, um uns bei einem Regionalsender einzukaufen.
Außerdem hatten wir auch überhaupt keine Ahnung. Jurek war mitten in seinem Studium, ich war dabei irgendwelche Konzerte und Galaveranstaltungen für Künstler zu organisieren. Aber uns verband die Leidenschaft für den Fußball und darum waren wir auch von der Idee so angetan. Wir hatten über die Jahre so viele skurrile Persönlichkeiten, so viele lustige Geschichten erlebt. Ein Torwart, der ein Krokodil in der Badewanne hielt oder ein Zahnarzt, der immer am Spielfeldrand stand und selbst nur drei Zähne im Mund hatte. Also ganz verrückte Geschichten aus unterschiedlichen Bereichen, die sich aber alle rund um das Thema Regionalfußball rankten. Und weil wir so begeistert waren, haben wir damals beschlossen, an dieser Idee festzuhalten. Ich bin dann allerdings nach Amerika gegangen und habe dort in einer Konzertagentur bei einem Musiklabel ein Praktikum gemacht, um wenigstens ein paar Auslandserfahrungen zu sammeln. Zurück in Hamburg habe ich dann gleich bei einem Tourneeveranstalter einen Job gefunden. Das war für den Anfang auch alles ganz gut, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich mit den Arbeitszeiten nicht klar kam. Ich konnte abends nicht mehr zum Training gehen. Dazu kam, dass die Bezahlung nicht gestimmt hat und obendrein die Stimmung auch nicht so war, wie ich mir das erhofft hatte. Also entschied ich schon während der Probezeit, dass ich dort nicht bleiben möchte.
Anfang 2010 habe ich gekündigt und mich zunächst mit anderen Jobs über Wasser gehalten, habe als Freelancer gearbeitet, unterschiedliche Sachen ausprobiert, war aber immer mit Jurek in Kontakt. Der lernte zu dieser Zeit im Studium gerade, wie man Videos schneidet. Hierüber haben wir uns immer wieder ausgetauscht und überlegt, wie wir unsere Idee umsetzen könnten. Und irgendwann kam der Punkt. Wir redeten mit unseren Eltern, stellten ihnen die Idee vor und beschlossen, dass wir uns selbstständig machen. Wobei – zunächst betraf es nur mich, denn Jurek war ja noch Student. Also habe ich einen Businessplan mit meiner Steuerberaterin erarbeitet, die mir sehr geholfen hat, weil ich wirklich von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte. Zusätzlich kam viel Support aus der Familie. Und dann war es soweit. Wir haben eine GbR gegründet, ich habe die Firma angemeldet und am 26.07.2010 haben wir das allererste Video veröffentlich.
Und dann?.
Ja und mit dem haben wir wirklich voll ins Schwarze getroffen. Es gab ein riesiges Feedback über Facebook. Jurek rief mich am ersten Tag an und sagte: „Du, da stimmt doch was nicht, wir haben auf einmal so viele Fans bekommen.“ Er konnte es gar nicht fassen. Aber dadurch, dass wir beide so gut vernetzt waren und in der Fußballszene jeder jeden kennt, waren wir einfach in aller Munde. Wir hatten dann in der nächsten Zeit über zwanzig Presseveröffentlichungen, wir hatten das Fernsehen hier. Es war einfach wirklich ein Volltreffer – Videos über den Amateurfußball ins Internet zu bringen. Es war, als ob die Leute darauf gewartet haben. Und sie fühlten sich angesprochen. Das war ein wichtiger Punkt.
Kannst du etwas genauer erläutern, wie Ihr Euch vernetzt habt? Schließlich muss so ein Video ja auch gefunden werden. Reicht da Facebook?
Noch bevor die Webseite online gegangen ist, hatten wir schon den Facebook-Account gestartet und uns quasi dort schon ein richtiges Netzwerk aufgebaut. Wir haben uns eine besondere Strategie zugelegt, wie wir Fans bei Facebook bekommen könnten und das hat funktioniert. Dann haben wir den ersten Trailer eingestellt. Kleine Bilder zusammengeschnitten. Na ja, wenn wir vergleichen, was wir damals gemacht haben und wie wir heute arbeiten, da liegen Welten dazwischen. Aber wir haben eben einfach angefangen und uns weiterentwickelt. Wir haben nie gesagt: „Es ist zu schlecht.“, sondern wir haben aus jedem Schritt gelernt und so gewusst, was wir beim nächsten Mal einfach besser machen oder ändern müssen. Und so wuchs die Fangemeinde. Darüber hinaus haben wir unsere Fußballkontakte involviert. Das hat sich verbreitet wie ein Lauffeuer.
Gab es denn auch Neider oder Gegenwind?
Ja, die gab es und die gibt es nach wie vor. Also zum Beispiel Gespräche, bei denen die Leute uns belächelt haben, so nach dem Motto, kann man denn damit Geld verdienen? Inzwischen verdienen wir mehr als die Firmen, die das gesagt haben. Parallel ist eben auch noch ein anderes Amateurportal an den Start gegangen, das wesentlich mehr geschrieben, also nicht so viel im Videobereich gemacht hat. Na klar kamen immer Seitenhiebe, darauf sind wir aber nie eingegangen, weil wir uns immer gesagt haben, dass auch Neider eine Form der Anerkennung sind. Also lassen wir sie, so wie sie sind.
Mit welchen Schwierigkeiten, abgesehen von dem, was du schon erwähnt hast, hattet Ihr zu kämpfen?
Echte Schwierigkeiten gab es eigentlich nicht. Manchmal war es trotzdem richtig anstrengend. Anfangs haben wir oft nachts gearbeitet. Das zehrt und das würde ich heute so in der Form auch nicht mehr machen. Aber es musste sein, weil wir mit dieser Schnelligkeit punkten konnten. Um das verständlich zu machen, muss ich ein bisschen weiter ausholen. Da gab es zum Beispiel die Gala vom Hamburger Fußballverband, die ein Mal im Jahr veranstaltet wird. Auf der werden der beste Trainer, der beste Schiedsrichter und der beste Fußballer ausgezeichnet, plus, dass alle Sponsoren, die den Hamburger Fußball unterstützen, öffentlich geehrt werden. Somit hatten wir alle für uns wichtigen Leute quasi unter einem Dach zusammen. Also haben wir dem Hamburger Fußballverband angeboten zu drehen und aus dem Material kostenlos ein Video über die Veranstaltung zu erstellen. Man muss wissen, dass natürlich alle Beteiligten über jede Art von Presse dankbar sind. Besonders die Leute, die sonst vielleicht gar nicht so im Rampenlicht stehen. Auf dieser Veranstaltung bekommen sie die Möglichkeit, etwas zu ihrem Engagement zu sagen. Und unser Video war für sie insofern interessant, als dass die Breitenwirkung dadurch eine andere war und eben nicht nur die Leute davon hörten, die im Raum waren. Unser Video konnten die Akteure für die eigenen Kommunikationszwecke einsetzen und das war für sie ein großer Nutzen.
Die Strategie, die für uns dahintersteckte, war es, mit diesen Leuten ins Gespräch zu kommen, ihnen den Raum zu geben, dass sie über ihr Engagement reden konnten. Wir hatten im Hinterkopf, sie als Unterstützer für unser Projekt zu gewinnen. So nach dem Motto: „Sie haben ja gerade im Interview gesagt, dass sie den Amateurfußball unterstützen. Wir sind ELBKICK.TV, realisieren Berichterstattungen über den Amateurfußball und wollen diesen mit unserem Tun auch unterstützen und fortführen.“ Wenn wir das sagten, waren wir mit unserem Gegenüber sofort auf einer Ebene. Und tatsächlich war es so, dass uns viele Interviewpartner im Anschluss gleich zum Gespräch eingeladen haben und als sie dann noch das Video gesehen hatten, waren die Ampeln endgültig auf Grün geschaltet.
Nur – und jetzt komme ich wieder auf die Frage zurück – wir sind eben nicht nach der Veranstaltung wie 90 Prozent der Gäste ins Bett gegangen, sondern haben bis 7 Uhr morgens durchgearbeitet und das Video geschnitten. Um 8 Uhr morgens stand es dann fertig auf der Internetseite. Denn wir wussten ja, wenn man den Leuten abends die Karte in die Hand drückt, dann schauen sie morgens natürlich auf der Internetseite nach. Und wenn man dann Wort gehalten hat, schnell genug war, gleich etwas vom Vorabend präsentieren zu können, dann ist das natürlich stark und beeindruckt die andere Seite.
In solchen Momenten haben wir natürlich viel investiert und viel Aufwand betrieben, um den Leuten zu zeigen, dass wir was bewegen wollen und gut arbeiten können. Die anderen Fernsehsender, die auch kurz über diese Veranstaltung berichtet haben, waren deutlich langsamer. Bei denen waren die Berichte nicht so schnell online.