.garage berlin – wie alles begann – Teil 2

Wie angekündigt schauen wir mit Euch in den nächsten Wochen in lockeren Abständen mal hinter die Kulissen der .garage berlin und zeigen Euch wie und mit wem damals vor acht Jahren alles begann. Heute möchten wir Euch Frank Redeker-Christiansen vorstellen – ein .garage Mitglied der ersten Stunde. Das Interview führte Kirsten Kohlhaw.

Herr Redeker, wir sind Nachbarn. Ihr Architekturbüro befindet sich in den Goerz-Höfen im gleichen Gebäude wie die .garage. Und nicht nur das. Sie waren vor acht Jahren der erste Projektleiter des .garage inkubators. Wie kam diese Verbindung zustande?

Nach meinem Architekturstudium in Bremen und Hamburg landete ich acht Wochen vor dem Fall der Mauer in Berlin. Diese historisch bedeutende Zeit war auch für Architekten voller Überraschungen und neuer Projekte. Ich blieb. Mitte der 1990er Jahre arbeitete ich als ausführender Partner für ein Kasseler Architektenbüro an einem Projekt in Lankwitz. Eine Siedlung wurde umfassend modernisiert und erweitert. Im Zuge dessen entstand ein großer neuer Spielplatz. Aber es gab nichts für Jugendliche. Das wollten wir ändern. Im Rahmen der Entwicklung eines Jugendtreffs im ehemaligen Bunker der Malteserstraße lernte ich Thomas Mampel vom Nachbarschaftsverein Lankwitz kennen.

Und das markierte den Beginn Ihrer gemeinsamen Geschichte?

Wir haben, was das soziale Engagement anbelangt, ähnliche Auffassungen. Auch wenn wir aus anderen Bereichen kommen. Architektur ist in meinen Augen ein soziokulturelles Vorhaben. Ich bin in den 60ern sozialisiert, habe in den 1970ern studiert, die soziale Komponente war also von Beginn an sehr stark. Thomas Mampel hat Sozialpädagogik studiert, sich von Beginn an unternehmerisch betätigt und in seinem Bezirk, aus dem Bezirk heraus, über die Jahre so viel entwickelt.

Aus dem Nachbarschaftsverein Lankwitz wurde das Stadtteilzentrum Steglitz mit mittlerweile 100 MitarbeiterInnen und zahlreichen Kitas und Einrichtungen für alle Altersstufen…

… aus dem der .garage inkubator 2006 – damals zuerst als Projekt des Stadtteilzentrums Steglitz Zehlendorf – hervorging.

Und Sie als erster Projektleiter …

Über enigma, Hajo Winkler, in Hamburg war Thomas Mampel auf die Idee eines inkubators für angehende Unternehmer aufmerksam geworden. Er erzählte mir davon. Ich war neugierig, hatte damals Kapazitäten und wollte es mir einmal anschauen. Das war bereits 2004. Als Architekt ist man ja per se und von Beginn an selbstständiger Unternehmer. Es ist ein sehr kommunikationsintensiver Beruf, man muss zielgerichtet verhandeln, und hat ständig mit so vielen unterschiedlichen Menschen und Interessen zu tun. Etwas Neues entstehen zu sehen fasziniert mich. Also lag es nahe, sich einmal in einem anderen Bereich ausprobieren. Ich bin dann eine Zeitlang gemeinsam mit Siegfrid Krost, (den wir Ihnen nächste Woche vorstellen) regelmäßig nach Hamburg gefahren und habe mich dort schulen lassen. Im Sommer 2006 ging es dann los. Wir haben uns einfach reingeworfen. Mit einem guten Konzept und vielen Ideen. Und ganz viel Baustelle und Gestaltungsspielraum. Wir mussten ja erstmal Teilnehmer akquirieren. Und den Prozess an den Gegebenheiten und Bedürfnissen der Teilnehmer und des Berliner Marktes entlang entwickeln. Das meiste habe ich alleine gewuppt, mit der Unterstützung von Siegfried Krost, der im Hintergrund an der Struktur gearbeitet hat und dem Initiator Thomas Mampel, der damals auch vereinzelt inkubator-Seminare gegeben hat.

Wie lange haben Sie den .garage inkubator begleitet?

Bereits im Winter 2006/2007 musste ich gesundheitsbedingt aussteigen. Ich bekam einen ziemlich ernsthaften Warnschuss und habe eine Weile aussetzen müssen. Nach meiner Genesung habe ich als Architekt weitergearbeitet. Zu jener Zeit stiegen Jeannette Hagen und Sabine Clever ein, die der .garage auch noch bis heute in unterschiedlicher Funktion verbunden sind.

Wie Sie auch! Sie unterstützen ja aktuell die Gründer von DAS BAUMHAUS.

Ja, namentlich natürlich die Erfinder und Gründer Karen Wohlert und Scott Bolden. Sie haben als Gründer selbst die Dienste der BeraterInnen in der .garage in Anspruch genommen. Haben dort alle von ihrer Vision eines städtischen Baumhauses als Hub für soziale Projekte und Ideenaustausch begeistert. Und haben im März 2014 einen Kooperationsvertrag mit der .garage geschlossen.( PM_garageBaumhaus_19032014_1)
Nach zwei Jahren intensiver Vorarbeit sind sie nun mit ihrem Projekt in die Bauphase eingetreten und da ich von ihrem Konzept und Engagement vollkommen überzeugt bin, begleite ich sie gern in allen baurelevanten Fragen.

Was bauen Sie bevorzugt – oder am meisten?

Eigentlich alles außer Gefängnissen, Atomkraftwerken und Kasernen. Jedes Projekt hat seine eigene Dynamik. Aktuell arbeite ich – in unterschiedlichen Stadien – an einem Appartmenthaus / Boardinghaus, einem Kita-Umbau und einem Neubau, einem privaten Wohnhaus und zwei energetischen Sanierungen. Wir sind ein festes Team von vier Personen, projektbezogen kommen freie Mitarbeiter mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Modellbau, Ausschreibungsspezialisten und Bauleiter hinzu.

Wir benutzen in der Arbeit mit den Existenzgründern häufig Metaphern. Eine davon ist, der Aufbau einer Firma sei mit dem Bau eines Hauses vergleichbar…

Bis zu einem gewissen Grad funktioniert der Vergleich. Ich brauche in beiden Fällen ein solides Fundament (meine Idee / das Konzept) und sollte die Wände hochziehen, bevor ich das Dach aufsetze und schließlich möbliere. Viele Bereiche müssen gleichzeitig im Blick behalten und vorangetrieben werden, dieser Umstand ist in der Komplexität eines Gründungsvorhabens durchaus vergleichbar. Und – man muss wach bleiben. Seine Substanz pflegen. Gut lüften, regelmäßig entrümpeln.
Ich gehe immer mit offenen Augen durch die Welt. Lasse mich von allem, was mich umgibt, inspirieren. Gerade sind es besonders Eingänge, Eingangsbereiche, die mich faszinieren. Diese grundlegende Offenheit, Neugierde und gedankliche Adaptionsfähigkeit ist, denke ich, auch für Gründer interessant. Offenheit heißt nicht, sich diffus zu verzetteln. Vielmehr heißt es die Chancen zu erkennen, die in der Weiterentwicklung und Veränderung von bereits Vorhandenem liegt.

Herr Redeker, ich danke Ihnen für dieses Gespräch!

Mehr über Frank Redeker: HIER

 

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