Muss ein Unternehmer alles können, von der eigenen Buchhaltung, über das Marketing, die Akquisition bis hin zum Controlling? Viele Junggründer haben diesen Anspruch an sich. Warum? Weil sie glauben, so Geld sparen zu können. Ein Trugschluss, der zu Lasten der Zeit für die eigentliche Kerntätigkeit des Unternehmers geht.
Natürlich wäre es toll, wenn man als Gründer alles, was an Aufgaben anfällt, selbst erledigen könnte. Man wäre buchstäblich die eierlegende Wollmilchsau, hätte alles unter Kontrolle und würde enorm Kosten sparen.
Sabine Clever, Coach in der .garage Berlin und seit über zehn Jahren in der Gründungsberatung tätig, kennt diese Haltung. „Die Frage, ob es nicht – vor allem bei kleineren Unternehmen – besser wäre, anfangs als Gründer sämtliche Bereiche selbst abzudecken, taucht immer wieder auf. An diesem Punkt hilft es, dem Gründer klarzumachen, dass Effektivität bedeutet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.“
Die Vorstellung, dass der Unternehmer ein Alleskönner sein muss, ist nach wie vor in vielen Köpfen fest verankert. Doch wir können nicht erfolgreich auf verschiedenen Hochzeiten tanzen und so können wir auch nicht Jurist, Personalmanager, Webseitendesigner, PR-ler, Controller, Steuerberater und Putzfrau gleichzeitig sein. „Erfolgreiche Unternehmer arbeiten mit ihren Stärken, denn darin können sie die Besten sein.“, so Sabine Clever.
Stimmt. Was nützt Ihnen eine semiprofessionelle PR-Kampagne, die keiner wahrnimmt, weil Sie als Nicht-Profi ein wichtiges Detail außer Acht gelassen haben. Nichts. Am Ende haben Sie vermutlich viel Zeit investiert, die Ihnen dann an anderer Stelle fehlt. Und Sie haben sich im schlimmsten Fall als Dilettant geoutet, was im Nachhinein schwer wieder auszubügeln ist. All das kostet Geld – Ihr Geld.
Keine Frage – den Überblick zu behalten, ist ein wesentlicher Bestandteil Ihres Unternehmeralltags. Doch Überblick hat man nur, wenn man oben steht. Distanz ist angebracht. Stecken Sie im Organisationschaos, wird Ihnen nicht nur der Überblick, sondern auf Dauer auch die Weitsicht fehlen, Ihr Unternehmen an die sich stets wandelnden Marktbedingungen anzupassen. Bedenken Sie schon in der Planungsphase, dass es Ihre Aufgabe ist, das Unternehmen zu führen und nicht, das Unternehmen zu verwalten. Das sollten Sie Profis überlassen. Eine Entscheidung, die sich auszahlt.
Hilfreich ist es, sich vorab mit Hilfe einer Mindmap einen Überblick über alle anfallenden Arbeiten zu verschaffen. Was gibt es zu tun, während Sie Webseiten erstellen, Computerzubehör verkaufen oder an Ihrem ersten Roman schreiben? Im nächsten Schritt recherchieren Sie, welche Investitionen oder laufenden Kosten auf Sie zukommen würden, wenn Sie diese Aufgaben an Profis delegieren. Wenn Ihr Roman drei Wochen eher fertig wird, weil Sie die zeitintensive Verlagssuche einem Agenten überlassen haben, dann ist das ein Gewinn, denn in diesen gewonnenen drei Wochen können Sie bereits ein neues Projekt beginnen, eine Recherche-Reise planen oder einen Drehbuchkurs belegen, um Ihr Portfolio zu erweitern.
Ein Gedanke zu „Die eierlegende Wollmilchsau“
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