„Der Bankberater sah mich mitleidig an und riet mir, doch besser Hartz 4 zu beantragen und damit eine Zwischenfinanzierung für mein Unternehmen sicherzustellen, statt bei ihm nach einem Kredit zu fragen.“ Ein Witz? Leider nein, denn was Sybille R. aus Berlin in einem Beratungsgespräch bei der Deutschen Bank erlebt hat, gehörte und gehört bislang zur traurigen Realität im wirtschaftsstarken Deutschland. Kreditvergabe unter 25.000 Euro ist offensichtlich kein lukratives Geschäft für die großen Kreditinstitute und so mussten sich Gründer und Kleinstunternehmer bisher meist eine andere Art der Finanzierungshilfe suchen, oder ihr Vorhaben aufgeben.
Schade, denn in vielen Fällen hätte eine kleine Summe ausgereicht, um eine innovative Idee nach vorn zu bringen oder ihr zumindest eine Chance auf dem Markt zu geben. Offensichtlich hat man dieses Dilemma nun erkannt und so gibt es seit 2010 ein neues Angebot, den „Mikrokreditfonds Deutschland“, dem aus Mitteln des Bundes sowie des Europäischen Sozialfonds 100 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Initiator des Mikrokreditfonds Deutschland ist Falk Zientz, ein Unternehmer, der für sein Engagement im Bereich Mikrofinanzierung 2010 bereits zum „Social Entrepreneur der Nachhaltigkeit“ gewählt wurde.
Im Grunde verbreitet er mit den Mikrokrediten nun auch in Deutschland ein Instrument, das sich in Entwicklungsländern schon vielfach bewährt hat. Denn hier wie dort ist es so, dass nicht jeder Gründer oder Kleinstunternehmer über ausreichende finanzielle Mittel oder Rücklagen verfügt, oder ein geregeltes Einkommen nachweisen kann, um damit sein Geschäft zu erweitern oder neu anzustoßen.
So wie Sybille R., die seit einigen Jahren als freie Journalistin tätig ist, nun einen Buchvertrag in der Tasche hat, allerdings in der Zeit, in der sie schreibt, keine oder wenig andere Aufträge annehmen kann. Was soll sie nun tun? Das Buch nicht zu schreiben, kommt nicht in Frage. Noch dazu da abzusehen ist, dass sich ihr Geschäft mit der Veröffentlichung des ersten Buches deutlich verbessern wird. „All das hat der Berater überhaupt nicht gesehen. Es war wirklich frustrierend.“ Sybille R. hat sich daraufhin an den Mikrokreditfond Deutschland gewandt und kann in den nächsten Tagen mit einer Entscheidung rechnen.
Natürlich muss man auch bei der Beantragung eines Mikrokredits einige Hürden nehmen. Um eine Darstellung der eigenen finanziellen Verhältnisse und um eine Tragfähigkeitsanalyse der eigenen Idee kommt man nicht herum. Das sollte auch jedem, der plant solch einen Weg zu gehen, klar sein. Gut ist, darin auch noch einmal die Chance zu sehen, das eigene Vorhaben zu überprüfen und konzeptionell auf starke Füße zu stellen. Wenn das gelingt, hat man mit dem „Mikrokreditfonds Deutschland“ einen starken Partner an der Seite.