Berlin kann doch!

Ok – das mit dem Flughafen kriegen wir nicht so richtig gebacken. Die S-Bahnen fahren auch nicht so regelmäßig, wie man sich das wünschen würde und unsere Fußballmannschaft übt noch ein bisschen. Aber eines klappt in der Hauptstadt: Die Start-ups schießen wie Pilze aus dem Boden. Berlin erlebt derzeit einen wahren Gründer-Boom.

Besonders im Trend liegen dabei Gründungen, die Produkte nach Kundenwünschen herstellen oder Dienstleistungen anbieten, die dem Kunden dabei helfen, Zeit und Nerven zu sparen. Ein gutes Beispiel dafür ist Modomoto – ein Einkaufsservice für Herren. Die Gründer von Modomoto haben etwas umgesetzt, das nicht wirklich neu oder ein Geheimnis war. Die meisten Männer gehen nicht gern shoppen. Was liegt also näher, als ihnen das leidige Aussuchen, in schlecht beleuchteten Umkleidekabinen Anprobieren und das Rennen von einem Geschäft zum nächsten abzunehmen? Nun könnte man meinen, das macht Zalando doch auch – Klamotten nach Hause schicken. Aber bei Zalando liegt kein persönlicher, handgeschriebener Brief einer Dame bei, die nach den Angaben und Wünschen des Kunden ein Paket mit zwei kompletten Outfits zusammengestellt hat. Von der Hose über das Hemd bis hin zum Pullover plus Gürtel, wenn das gewünscht ist. Ganz individuell, ganz persönlich. Und das Geschäft brummt, so das Modomoto bereits zusätzliche Räume angemietet und neue Mitarbeiter eingestellt hat.

Und auch das zeichnet die Berliner Gründer-Szene aus: etwa zwei Drittel der jungen Unternehmen erwarten für dieses Jahr ein noch stärkeres Wachstum als im Jahr 2012, in dem zum Beispiel in der Informations- und Kommunikationsbranche bereits 3300 neue Arbeitsplätze durch Neugründungen  geschaffen wurden. In Berlin ist mittlerweile fast jeder siebte Erwerbstätige sein eigener Chef, jeden Tag werden zwei bis drei neue Firmen gegründet und der Trend hält an, denn Investoren folgen natürlich der Dynamik und so stehen auch immer häufiger Kapitalgeber in den Startlöchern, die sich von den Plänen und der Begeisterung der Gründer überzeugen lassen. Nicht zuletzt sind es auch die Berliner selbst, die auf Crowfunding Plattformen wie Companisto oder Berlin Crowd in junge Unternehmen investieren.
Ein bisschen klingt das nach Goldrausch und die Angst, dass alles nur eine große Blase ist, die ähnlich wie einst die New Economy plötzlich platzt, ist berechtigt.
Dagegen spricht allerdings, dass die Gründungen, die derzeit an den Start gehen, überwiegend eher mittelgroß, bodenständig und oft in urdeutschen Branchen wie Technik und Industrie angesiedelt sind. Dort setzen sie manchmal sogar ziemlich erfolgreich große und vor allem traditionelle Unternehmen unter Druck. Man denke nur an Zalando.

Fazit: Berlin ist eine wunderbare Stadt für junge und kreative Unternehmer. Nicht nur, weil die Mieten noch im bezahlbaren Bereich liegen, sondern weil hier derzeit der Gründer Spirit herrscht. Dem sollten Sie allerdings nicht mit der S-Bahn folgen. 🙂