Am Ball bleiben

Gründungsideen sind leicht gefunden. Manchmal liegen sie buchstäblich auf der Straße. Für viele Gründer ist weniger die Idee das Problem, als vielmehr das Dranbleiben an der Umsetzung. Wenn es darum geht, etwas in die Welt zu bringen, dabei Hürden zu überwinden oder Verantwortung für den neuen Weg zu übernehmen, werfen nicht wenige das Handtuch. Und so ist schon manch gute Idee nie in die Welt gekommen.

Auf den ersten Blick ist das ein leichtes Thema. Ein bisschen Motivation, ein bisschen Strategie, ein bisschen Zielsetzung, ein bisschen Unterstützung, gern auch ein bisschen Glück und schon läuft das Ding. Sollte man meinen. Dass die Umsetzung einer Idee bis hin zur Gründung dann doch ein weitaus komplexeres Handeln und Wirken verlangt, merken nicht nur die Gründer selbst, sondern auch Coaches und Berater, die oftmals an den Vermeidungsstrategien und selbstproduzierten Verhinderungen der Gründer verzweifeln. Ich selbst kann mich an einige Coaching-Klienten erinnern, die Meister darin waren, Probleme zu schaffen, nur um dem nächsten Schritt, der der Weiterentwicklung der Gründung gedient hätte, zu vermeiden. Warum? fragt man sich dann.
Ein Erklärungsversuch:

Der Schritt in die Selbstständigkeit konfrontiert uns – wie es ja schon der Begriff sagt – mit uns selbst. Und das ist schon die Hürde, der wir jenseits von Businessplänen, Finanzierungen und Marketingstrategien gegenüber stehen. Plötzlich liegt die Verantwortung in unserer Hand, sprich wir können Sie nicht mal so eben einem anderen übertragen.
Auf dem Weg in die Selbstständigkeit gibt es zentrale Punkte den Menschen betreffend, die alle mit dem Wörtchen „selbst“ gekoppelt sind und die über Erfolg oder Scheitern maßgeblich mitentscheiden. Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit, Selbstverwirklichung. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel von diesen *weichen* Faktoren abhängt. Sie sind Teil dessen, was die Unternehmerpersönlichkeit ausmacht und mit denen wir uns im Coaching oft auseinandersetzen müssen. Vielen Gründern, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen, fällt es zum Beispiel schwer, den Tagesablauf zu strukturieren und daraus ein klares Zeitmanagement zu entwickeln. Andere haben Schwierigkeiten, die eigenen Kompetenzen realistisch einzuschätzen und in den richtigen Bezug zu den Anforderungen zu stellen.

Leider ist es so, dass nicht alle dieser Selbst-Kompetenzen erlernbar sind. Jedenfalls nicht kurzfristig, da einem mangelndem Selbstbewusstsein zum Beispiel individuelle, psychologische Erfahrungsmuster zugrunde liegen, die sich nicht so leicht übertünchen lassen. Darum lohnt es sich, genau hinzuschauen, hinzufühlen und zu hinterfragen, ob man all das, was eine Unternehmerpersönlichkeit ausmacht, auch wirklich mitbringt. Und wenn am Ende ein Nein herauskommt, dann heißt das noch lange nicht, dass man die Idee fallen lassen muss. Das erfordert dann nur eine andere Strategie. Vielleicht eine Partnerschaft, in der sich Kompetenzen ergänzen. Oder das Einbringen des Ideenpotentials in ein Unternehmen- aber eben als Angestellter. Wege gibt es viele. Darum: bleiben Sie am Ball!