Als Freiberufler*in überleben

Nicht erst die Schwierigkeiten während der Corona-Krise haben es sichtbar gemacht: Freiberufler*innen sind Multitasking-Talente. Als Ideengebende, Arbeitnehmer*in und Chef*in in einem wuppen sie Projekte für stets wechselnde Auftraggeber*innen. Das verlangt ein hohes Maß an Selbstmanagement und Organisationstalent. Um zu überleben, brauchen Freiberufler*innen gute Strategien und ab und an auch mal Mitarbeiter*innen. 

Freiberufler*innen starten ihr Unternehmen meist als Einzelkämpfer*innen. Das hat Vor- und Nachteile. Gut ist, dass man allein entscheiden kann und doch fehlt manchmal das Feedback von anderen. Gut ist, dass ich mich als Freiberufler*in nur selbst finanziell tragen muss und doch könnte ich eventuell mehr verdienen, wäre da jemand, der mir einen Teil der Arbeit abnimmt. Dazu kommt, dass es schwierig ist, sich immer wieder neu zu motivieren, schließlich fragt ja keiner nach, wann die Arbeit erledigt wird. Zwar steht oft eine Projekt-Deadline fest, doch die Wahl des Weges dorthin bleibt dem Freiberufler überlassen. Und so stürzt so manche*r ins Chaos, weil er/sie aufschiebt, die Zeit für mittelmäßig zahlende Kund*innen opfert, oder die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit nicht präzise zieht.

Selbstmanagement:

So albern es klingt, aber manch einem Freelancer hilft es, wenn er mit sich selbst einen Arbeitsvertrag abschließt. In dem Vertrag sind feste Arbeitszeiten vereinbart und der Gewinn, den man erwirtschaften will – adäquat zum Gehalt eines Arbeitsnehmers. Sie können auch Urlaubszeiten festlegen, denn gerade Freiberufler*innen neigen dazu, den Urlaub ganz zu streichen, weil natürlich immer irgendetwas zu tun ist. Wenn Sie merken, dass Ihnen die Einsamkeit zu schaffen macht, dann schauen Sie sich nach einer Bürogemeinschaft um, oder knüpfen Sie ein dichtes Netzwerk. Gehen Sie zu Veranstaltungen, zu Netzwerktreffen oder zu anderen Events, wo Sie sich austauschen können.

Büro-Organisation:

Wie schon im Artikel „Die eierlegende Wollmilchsau“ beschrieben, lohnt es sich, mal alle Tätigkeitsfelder aufzuschreiben und zu überprüfen, ob etwas davon an einen Spezialist*innen abgegeben werden kann. Das spart unterm Strich Geld und entlastet. Gut ist auch, sich Kernzeiten zu sichern, um ganz ungestört arbeiten zu können. Führen Sie in dieser Zeit keine Telefonate und lassen Sie sich auch sonst von nichts ablenken. Diese Zeit gehört nur Ihnen und Ihrer Kerntätigkeit. Ist es allerdings notwendig, dass Sie für Kund*innen erreichbar – im Sinne von anwesend – sind, dann lohnt es sich, über einen externen Bürodienst nachzudenken, bei dem die Anfragen Ihrer Kunden freundlich aufgenommen und später an Sie weitergegeben werden.

Mitarbeiter*innen:

Wenn Sie merken, dass sich der Gewinn des Unternehmens durch Ihr eigenes Zutun nicht mehr steigern lässt, ist es Zeit, über Zuwachs nachzudenken. Das kann anfangs ein Minijob, eine Praktikantenstelle oder ein Platz für freie Mitarbeit sein. Stellt sich heraus, dass sich das Konzept „Mitarbeiter*innen“ trägt, kann man zur Teilzeit- oder Vollanstellung wechseln. An der Stelle lohnt es sich, die Angebote der Arbeitsagentur genauer unter die Lupe zu nehmen, die bei Anstellung eines Arbeitssuchenden, der Agenturleistungen bezieht, mit Förderungprogrammen unter die Arme greift. Erstellen Sie ein genaues Profil, in dem Sie beschreiben, welche Tätigkeiten und Qualifikationen Sie in Ihrem Unternehmen zusätzlich benötigen. Nur nach Sympathie zu suchen, oder mal eben jemanden aus dem Bekanntenkreis zu rekrutieren, kann schnell daneben gehen.

Und sonst? Belohnen Sie sich ab und an mal dafür, dass Sie im Dschungel der Freiberuflichkeit überleben. Gönnen Sie sich etwas Gutes, loben Sie sich und genießen Sie die Vorzüge des freien Arbeitens!