Hallo Halszka, magst Du dich kurz vorstellen? Wer bist Du? Was machst Du?
Hallo Julia, sehr gerne. Ich bin gelernte Architektin, aber mein Herz schlägt immer mehr für Innenarchitektur. Und das mache ich jetzt auch. Ich entwerfe Innenräume mit dem Schwerpunkt Wohnen.
Der Anfang
Wann und wie kam es zu der Entscheidung, dich selbständig zu machen?
Ich bin eine Individualistin und wusste schon immer, dass ich irgendwann etwas Eigenes machen möchte. Schon gleich nach dem Studium habe ich erste Innenräume selbständig entworfen und seitdem immer wieder eigene kleine Projekte nebenberuflich gemacht. Die Entscheidung, mich endlich selbständig zu machen, kam, als ich einfach zu viele private Projekte auf einmal bekam und es mir zu schwierig wurde, das mit meiner Arbeit als Angestellte zu kombinieren. Das war ein ‚entweder oder‘-Moment für mich.
Was hat sich seitdem für Dich verändert?
Mein Leben hat sich auf verschiedene Weisen verändert. Zunächst habe ich eine größere Flexibilität in Bezug auf meine Zeit und Arbeitsweise. Anstatt einer festen Struktur von Montag bis Freitag, 8 Stunden am Tag, kann ich nun den Tag und die Arbeitszeiten nach meinen eigenen Bedürfnissen gestalten. Diese Freiheit erlaubt es mir, effizienter zu arbeiten und meine persönliche und berufliche Zeit besser zu balancieren.
Chance zur persönlichen und beruflichen Entwicklung
Ein weiterer großer Unterschied ist die Verantwortung, die ich nun trage. Als Selbstständige bin ich für alle Aspekte meines Geschäfts verantwortlich, sei es die Kundenakquise, die Buchhaltung, oder die Entwicklung meiner Fähigkeiten und Dienstleistungen. Diese Verantwortung kann manchmal herausfordernd sein, aber sie bietet auch eine unglaubliche Chance zur persönlichen und beruflichen Entwicklung.
Auch die Motivation hat sich sehr verändert. Früher war es mehr ein Druck von außen, von meinem Chef. Jetzt muss ich die Motivation in mir selbst finden. Und das ist eigentlich auch das Schöne, denn ich arbeite für meinen eigenen Namen, meine eigene Marke.
Was waren bisher deine größten Herausforderungen und wie hast du sie bewältigt?
Die erste große Herausforderung war die Entscheidung, dass ich bereit bin, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Ich habe immer viele Ausreden gefunden, um das aufzuschieben, weil ich dachte, ich muss noch so viel lernen. Und das stimmt auch – das Lernen hört nie auf, die Frage ist nur, ob man sich traut, selbstständig zu lernen, oder ob man lieber in einem Büro arbeitet, wo man die Unterstützung von Kollegen und einem Chef hat. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich besser entwickeln kann, wenn ich weiß, dass ich an meinen eigenen Projekten arbeite.
Typische Probleme von Freiberuflern
Die anderen Herausforderungen, mit denen ich bisher konfrontiert war, sind typische Probleme von Freiberuflern. Es gibt Zeiten, in denen nicht genug Aufträge kommen und man sich fragt, ob das das Ende ist. Dann kommen drei Projekte auf einmal und plötzlich ist man überfordert. Um damit gut umzugehen, habe ich gelernt, flexibler zu sein, mich anzupassen und Prioritäten zu setzen, um die Zeit optimal zu nutzen. Ich finde es auch sehr hilfreich, mich mit den anderen Freiberuflern auszutauschen. Dann sehe ich, dass ich nicht allein bin und kann mich inspirieren lassen, wie andere mit den gleichen Problemen umgehen.
Welcher Vision folgst Du? Was treibt Dich an?
Kreativität war schon immer mein größter Antrieb. Und ich liebe Herausforderungen. Ich sehe jedes Haus, jeden Raum und jede räumliche Situation als ein Problem, das es zu lösen gilt. Ich bin dazu empathisch und liebe das Gefühl, Menschen helfen zu können. Schon mit einem guten Grundriss kann man die Lebensqualität so sehr verbessern. Wenn dann noch die richtigen Materialien, Farben, Beleuchtung und Möbel dazukommen, ist man schon halbwegs glücklich.
Wie motivierst Du dich, wenn es mal nicht so läuft?
Wie bereits erwähnt, habe ich einige Freunde, die ebenfalls selbstständig sind und ähnliche Herausforderungen haben. Wir unterstützen uns gegenseitig und tauschen uns aus, was sehr hilfreich ist. Sport und Kunst ist auch eine wichtige Quelle der Motivation für mich. Wenn es mir nicht gut geht, erinnere ich mich auch daran, wie es früher war, als ich als Angestellte gearbeitet habe. Ich frage mich dann, ob es besser für mich wäre, wieder in einem Büro zu arbeiten. Doch bisher war die Antwort immer wieder ’nein‘. Diese Erinnerung hilft mir, meinen Weg als Selbstständige zu schätzen und die Herausforderungen als Teil meines persönlichen Wachstumsprozesses zu akzeptieren.
„Balance zwischen Treue zu mir selbst und der Fähigkeit, die Wünsche meiner Kunden zu erfüllen.“
Was ist Dein Erfolgsrezept?
Mein Erfolgsrezept ist immer noch im Entstehen, da ich mich ständig auf dem Weg zum Erfolg befinde. Doch was ich bisher als sehr wichtig empfinde, ist eine gute Balance zwischen Treue zu mir selbst und der Fähigkeit, die Wünsche meiner Kunden zu erfüllen. Einerseits ist meine Arbeit eine große Leidenschaft von mir, und es ist mir sehr wichtig, dass ich mit meinen Entwürfen zufrieden bin. Andererseits steht die Zufriedenheit meiner Kunden an erster Stelle, und ich möchte sicherstellen, dass sich die Menschen in den von mir gestalteten Räumen wohlfühlen. Deshalb halte ich es für entscheidend, von Anfang an ein detailliertes Gespräch mit meinen Kunden zu führen, um herauszufinden, ob ich tatsächlich die richtige Spezialistin für sie bin und ob ich ihre Bedürfnisse gut erfüllen kann. Es kann sich herausstellen, dass wir vielleicht mit einem ganz anderen Stil als üblicherweise arbeiten sollten, um ihr Ziel zu erreichen.
Inwieweit hat Dir das Gründercoaching bei uns geholfen? Was war rückblickend das Wertvollste, was Du mitgenommen hast?
Ich fand es sehr wertvoll, mit so vielen Fachleuten aus verschiedenen Bereichen sprechen zu können. Sie alle waren Freiberufler und haben selbst den Sprung vom Angestellten zum Freiberufler geschafft. Es war auf jeden Fall sehr inspirierend, neben dem praktischen Wissen auch so viel Geschichte zu hören. Ich hatte vorher zum Beispiel keine Ahnung von Marketing oder Webseiten. Das Coaching hat mir sehr geholfen, über meine Strategie nachzudenken, wie ich von meinen potenziellen Kunden gesehen werden möchte und wie sie mich am besten finden können. Das andere war natürlich praktisches Wissen über Buchhaltung und Recht. Obwohl ich relativ wenige Stunden hatte, war das Coaching für mich sehr hilfreich und hat mir am Anfang mehr Bewusstsein gegeben.
Was möchtest Du anderen Menschen raten, die darüber nachdenken, ihr „eigenes Ding“ zu machen?
Man ist nie bereit und es gibt keinen optimalen Zeitpunkt, um sich selbstständig zu machen. Das sagen viele Selbständige, die ich kenne. Es ist ein großer Sprung aus der Komfortzone. Es tut weh, bringt aber auch viel Befriedigung, wenn es gelingt. Und ich kenne auch sehr wenige, die diesen Schritt bereuen. Wichtig ist natürlich, dass es keine spontane Entscheidung ist. Man sollte sich vorher vorbereiten, sowohl finanziell mit Ersparnissen als auch psychisch und strategisch. Man sollte auch eine grobe Vision im Kopf haben und vielleicht auch ein bisschen Erfahrung mit Selbständigkeit im Nebenerwerb. Und zu guter Letzt, immer wenn ich vor einer schwierigen Entscheidung stehe, stelle ich mir eine grundsätzliche Frage: „Bereue ich es mehr, wenn ich es versuche und es nicht klappt, oder wenn ich mich nicht traue, es zu versuchen und keine Ahnung habe, wie es geht?
Du hast einen Wunsch frei. Was wünschst Du dir?
Mein größter Wunsch ist es, meine Leidenschaft und Freude an der Selbstständigkeit zu bewahren, denn der Beruf, den ich für mich gewählt habe, ist auch etwas, mit dem ich mich stark identifiziere.
Liebe Halszka wir danken dir für das Gespräch.
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