Die Zukunftswerkstatt Planen und Bauen – von Carsten Hokema
Die Welt des Bauens steht vor großen Herausforderungen und muss sich radikal wandeln. Die Verbindung zweier unterschiedlicher Mindsets könnten dazu erheblich beitragen: Wie können Architektur und Entrepreneurship die Branche nachhaltig verändern? Ich befasse mich seit 2004 mit dieser Frage und ich möchte euch heute erzählen, wie die Zukunftswerkstatt „Planen und Bauen“ entstanden ist und welche Vision mich dabei antreibt.
Als Architekt habe ich immer die Vielschichtigkeit unseres Berufs geschätzt. Wir sind Generalist:innen, die komplexe Themen bearbeiten und Lösungen schaffen. Doch je länger ich in der Branche tätig war, desto stärker wurde mir bewusst, dass auch Architekt:innen nicht vor einer gewissen Starrheit im Denken und Handeln gefeit sind. Ich hatte das Glück, den Hochschullehrer Günter Faltin Ende der 1980er Jahre in Berlin und seinen Ansatz von Entrepreneurship kennenlernen zu dürfen und habe darin eine Denkweise entdeckt, die es erlaubt, gleichzeitig kreativ zu sein und unternehmerisch neue Wege zu gehen.
Es vergingen noch viele Jahre bis endlich die Idee für die Zukunftswerkstatt „Planen und Bauen“ entstehen konnte: mit der Absicht, einen Raum zu schaffen, in dem Architekt:innen und andere Akteure der Bauwelt ihre Perspektiven erweitern können – weg von starren Strukturen hin zu neuen Möglichkeiten.
Die Welt des Bauens im Wandel und Herausforderungen überall
Die Welt des Bauens ist geprägt von einer Vielzahl an Problemen: Architekt:innen stehen unter wirtschaftlichem Druck; Investor:innen sehen nachhaltige Projekte oft als unattraktiv an; Baufirmen kämpfen mit Fachkräftemangel; Nutzer:innen haben wenig Einfluss auf die Planung. Eines zeigt sich dabei ganz deutlich: Es muss sich etwas ändern. Das Bauen muss von mehreren Perspektiven her ganz neu gedacht und zwar von der Nachhaltigkeit, der Innovation, des Sozialen und der Wirtschaftlichkeit her.
Die Zukunftswerkstatt: Ein Ort für neue Ideen
Mit der Zukunftswerkstatt möchte ich einen Beitrag leisten, um diese Probleme anzugehen. Dabei setzen wir auf drei Prinzipien:
- Rolemodels schaffen: Funktionierende Modelle können neue Standards setzen und als Vorbild dienen.
- Kooperation statt Konkurrenz: Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren muss neu gedacht werden.
- Innovationskultur stärken: Architektur darf sich nicht nur gestalterisch mit Zukunftsfragen auseinandersetzen – wir müssen auch unternehmerisch aktiv werden.
Architektur trifft Entrepreneuship
Warum passt Entrepreneurship zur Architektur? Architekt:innen bringen vieles mit, was im Unternehmertum nicht immer selbstverständlich ist: konzeptionelles Denken, die Fähigkeit komplexe Projekte zu koordinieren und am Ende eines langen Prozesses fertige Produkte aus eigener Feder zu präsentieren. Unternehmer:innen hingegen sind darin geschult, Markchancen zu erkennen und zu nutzen. Diese verbundene Energie erlaubt es, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und innovative Lösungen für dringende Problem zu finden und umzusetzen.
Vision: kooperative Baukultur
Kooperation ist seit jeher ein Erfolgsrezept. Wie wäre es mit einer Welt des Planens und Bauens, in der Kooperation den Wettbewerb, wie wir ihn kennen ablöst. Heute wird Bauen oft als Kampf gesehen. Dieses Gegeneinander führt zu ineffizienten Prozessen, Misstrauen, mangelnder Qualität und höheren Kosten. Stattdessen brauchen wir eine Kultur des gemeinsamen Schaffens, bei der alle Beteiligten stolz auf das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit sein können.
Gemeinsam für eine Bauwende
Natürlich ist dieser Wandel nicht einfach umzusetzen. Aber wir haben erste Schritte unternommen: Mit den Zukunftsgesprächen identifizieren wir Engpässe; in unseren Workshops entwickeln wir Strategien; mittelfristig arbeiten wir an einer Serviceplattform zur Vernetzung von Architekturbüros, Bauwilligen und Projektentwickler:innen.
Ich glaube fest daran: Die Transformation der Baubranche kann gelingen, aber nur wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten.
Die Zeit für Veränderung ist jetzt
Die Verbindung von Architektur und Entrepreneurship hat mir gezeigt: Wir können mehr sein als Gestalter:innen von Gebäuden; wir können Gestalter:innen der Zukunft sein. Mit der Zukunftswerkstatt möchte ich dazu beitragen, dass unsere Branche mutig neue Wege geht – durch Kooperation statt Konkurrenzdenken und durch Innovation statt Stillstand. Die Zeit für Veränderung ist jetzt! Future is now!